Förderverein  Rheinanlagen e.V.

Historisches erhalten, neu gestalten und wieder beleben
 



Über den Brunnen, das Auffinden und den Wiederaufbau

 

 Der Historische Weinbrunnen von 1928

(Traubenträgerbrunnen)    

Der Historische Weinbrunnen von 1928

Vom 8. August bis 13. September 1925 fand die „Reichsausstellung Deutscher Wein“  im Rahmen der Feierlichkeiten zur 1000-Jahr-Feier des Rheinlandes statt. Die Weinmesse war ein über die Region hinausgehendes großes nationales Ereignis.

Das Veranstaltungsgelände mit Ausstellungshallen und -häusern sowie Pavillons entlang der ehemaligen preußischen Stadtbefestigung erstreckte sich vom wiederaufgebauten heutigen Weindorf bis zur 1962 erbauten neuen Rhein-Mosel-Halle und wurde eigens für die Reichsausstellung geschaffen und erbaut. Die größte Ausstellungshalle, die Rheinhalle,  befand sich in der Mitte des Ausstellungsgeländes. Im Stil von Fachwerkhäusern schloss sich das Weindorf an, in dem die einzelnen deutschen Weinbaugebiete und Weinhersteller ihre Weinprodukte vorstellten. In der Mitte des Veranstaltungsgeländes, im Hof der Rheinhalle, wurde ein von Professor Josef Henselmann geschaffenes "Ehrenmal des Deutschen Weins" aufgestellt. Die dargestellten unbekleideten, nackten Figuren lösten jedoch heftige Proteste der Bevölkerung aus, so dass das Ehrenmal schließlich verhüllt und 1928 ganz entfernt wurde. (Im Zweiten Weltkrieg wurde das Ehrenmal zerstört.)

Als Ersatz für das Ehrenmal wurde 1928 ein Brunnen in Auftrag gegeben. Der Weinbrunnen aus Basaltlava wurde geschaffen von Professor Carl Burger, der an der damals berühmten Steinmetzakademie Mayen lehrte und arbeitete. Der Brunnen wurde an gleicher Stelle des entfernten Ehrenmals aufgestellt. Der Brunnen zeigt sowohl biblische als auch geschichtliche Motive.

Den Kopf des Brunnens bildet die Traubenträgerskulptur (4. Moses 13, 24), der Mittelteil zeigt vier Reliefs aus dem Heldenepos der Nibelungen nebst Trinkspruch auf Siegfried.  Den Außenteil bildet ein Stern, der in zwei Flachstufen integriert ist.

Größe des Brunnens:

äußerer Durchmesser   8,50 m             
mittlerer Durchmesser   3,00 m          
Höhe  3,90 m        

Der Brunnen war ein „Ehrensymbol“ der Epoche des Deutschen Reiches von 1871, in der König Wilhelm von Preußen zum Deutschen Kaiser Wilhelm I. gewählt wurde.

Seine „Kaiserin“ Augusta erwies Koblenz viele Wohltätigkeiten, z.B. auch, dass sie durch den Gartenbaumeister Lenné die Rheinanlagen nicht nur gestalten ließ, sondern sie auch den Koblenzer Bürgern schenkte.

Bei Luftangriffen während des Zweiten Weltkrieges im Jahr 1944 wurde das gesamte Veranstaltungsgelände zerstört, der Brunnen blieb jedoch erhalten. Das Weindorf wurde bis 1951 in vereinfachter Form wieder aufgebaut.

„Der vollständig erhaltene Brunnen musste erst 1962 dem Neubau der Rhein-Mosel-Halle weichen und war seitdem nicht mehr in allen Teilen auffindbar.“ (Quelle: „Koblenz in der Rückblende“ Brommer, Kleber, Krümmel, Görres, 2004, S. 76). Nur ein Torso (Die Traubenträger) war am Weindorf noch aufgestellt.

Erst im Jahr 2005 wurde der Brunnen durch die Vorsitzende des Fördervereins Rheinanlagen wieder entdeckt. Es erfolgten Begutachtung und Archivierung der antiken Brunnenteile sowie eine Ortsbesichtigung mit einem Restaurator. Die am Weindorf in den Rheinanlagen aufgestellten Traubenträger sind an vielen Stellen beschädigt.

Während mehrerer Veranstaltungen (u.a. am 14.03. und 15.03.2006 im Löhr-Center, vom 28.11. bis 30.11.2008 beim Weihnachtsmarkt am Historischen Wirtshaus an der Lahn) wurde die Öffentlichkeit informiert und um Unterstützung gebeten.  

Es wurden Befragungen von Bürgerinnen und Bürgern der Stadt Koblenz während der Informationsveranstaltungen und per Internet durchgeführt. Etwa 3000 Bürgerinnen und Bürger sprachen sich für die Aufstellung des Brunnens an alter Stätte am Weindorf aus. Für viele war und ist es ein Anliegen, dass der Historische Weinbrunnen wieder aufgestellt wird. Auch in Leserbriefen wird dies immer wieder zum Ausdruck gebracht.

Gewinnen von Sponsoren: Es lagen bereits Zusagen vor, die jedoch an Bedingungen geknüpft waren, wie z.B. die zeitnahe Aufstellung und als Aufstellungsort die Südwiese. Der Denkmalpflegebeirat hatte bereits in einer Sitzung am 28.02.2008 geäußert, dass der Brunnen wieder aufgestellt werden soll.

Mit der Restaurierung der Traubenträger wurde im Dezember 2008 begonnen. Sponsorengelder standen zur Verfügung.

Von Seiten des Fördervereins wurde die Aufstellung des Brunnens vor dem Weindorf auf der Südwiese favorisiert, u.a. weil der historische Weinbrunnen einen gut sichtbaren Platz für eine breite Öffentlichkeit erhalten und seinen Proportionen entsprechend genügend Raum bekommen sollte. Hierzu kam es jedoch trotz intensiver Bemühungen während des Jahres 2009 nicht mehr. Durch Vorbereitungen zur BUGA 2011 wurden von Seiten der Stadt Koblenz aus Kapazitätsgründen alle Aktivitäten zur Brunnenaufstellung zurück gestellt. 

Auch der Koblenzer Bürger Kurt Kesselheim (1927-2012……) setzte sich als Privatperson z.T. unter Einsatz privater finanzieller Mittel für die Aufstellung des Brunnens ein.

Nach weiteren Besprechungen unter Beteiligung des Oberbürgermeisters der Stadt Koblenz konnte im Juni 2011ein Großteil der Brunnensteine zur Restaurierung verbracht werden.

Mit Unterstützung von Sponsoren und Spendern sowie städtischer Gremien wurde der Brunnen nach der Restaurierung des Traubenträgers und der Brunnensteine in einem ersten Bauabschnitt an dem ihm zustehenden Platz aufgestellt und konnte am Sonntag, dem 06.10.2013, durch die Vorsitzende des Fördervereins Rheinanlagen e.V., Ursula Bäumges, an den Oberbürgermeister der Stadt Koblenz, Prof. Dr. Joachim Hofmann-Göttig, übergeben werden. Durch weitere Spenden war es möglich, auch die neu gefertigten Bronze-Wasserhähne des Brunnens wieder anbringen zu lassen.

Der Brunnen fand sofort viel Aufmerksamkeit, Interesse und Zuspruch. Im Jahr 2019 konnte der Förderverein Rheinanlagen e.V. für die interessierte Bevölkerung eine Stele fertigen und anbringen lassen, die über die Geschichte des Weinbrunnens informiert.