Förderverein  Rheinanlagen e.V.

Historisches erhalten, neu gestalten und wieder beleben
 

kaiserin augusta

Quelle: Franz Xaver Winterhalter - https://www.pinterest.se/pin/390124386448019084/, Gemeinfrei, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=63912609

Prinzessin Augusta Marie Luise Katharina von Sachsen-Weimar-Eisenach
(* 30. September 1811 in Weimar; † 7. Januar 1890 in Berlin)
 Gemahlin Kaiser Wilhelms I.,
Deutsche Kaiserin (1871-1888) und Königin von Preußen (1861-1888).


Augusta war die zweite Tochter des Großherzogs Carl Friedrich von Sachsen-Weimar-Eisenach und der Großfürstin Maria Pawlowna Romanowa, einer Schwester Zar Alexanders I. von Russland. Während ihr Vater ein schüchterner Mensch war, dessen bevorzugte Lektüre bis zum Ende seines Lebens Märchen blieben, nannte Johann Wolfgang von Goethe ihre Mutter „eine der besten und bedeutendsten Frauen ihrer Zeit“. Augusta selbst erhielt eine umfassende Bildung, die darauf ausgerichtet war, später höfische Repräsentationspflichten wahrzunehmen. Der Hof in Weimar, an dem Augusta aufwuchs, galt als einer der liberalsten; als erstes Land in Deutschland hatte man bereits 1816 eine Verfassung verabschiedet. Weimar war darüber hinaus – dank des weiterwirkenden Einflusses der 1807 verstorbenen Herzogin Anna Amalie von Sachsen-Weimar-Eisenach – gegenüber Kunst und Literatur sehr aufgeschlossen. Johann Wolfgang von Goethe war ebenfalls ein gern gesehener Gast am herzoglichen Hof.

Auf Einwirken seines Vaters, Friedrich Wilhelm III. bat der präsumitive Thronanwärter Wilhelm (Kronprinz war sein älterer Bruder Friedrich Wilhelm, dessen Ehe bis dato kinderlos geblieben war) am 29. August 1828 schriftlich um die Hand Augustas; Augusta selbst willigte freudig ein, am 25. Oktober 1828 verlobten sich die beiden miteinander.

Am 11. Juni 1829, am Tag nach ihrer Ankunft von der dreitägigen anstrengenden Reise von Weimar nach Berlin, heiratete Wilhelm seine vierzehn Jahre jüngere Verlobte in der Kapelle von Schloss Charlottenburg.

Die ersten Ehewochen waren durchaus harmonisch; Augusta wurde am preußischen Königshof wohlwollend aufgenommen, sie begann jedoch bald, sich an dem militärisch-nüchternen Berliner Hof zu langweilen. Die Wahrnehmung karitativer Aufgaben und Funktionen, die dieser Langeweile hätte entgegenwirken können, blieb ihrer Schwägerin, der Kronprinzessin Elisabeth, vorbehalten. Gleichzeitig fing Wilhelm an, sich am regen Geist seiner nicht einmal zwanzigjährigen Gattin zu stören.

Augusta Marie Luise Katharina und  Wilhelm Friedrich Ludwig von Preußen (1830)
Quelle: unbekannter Maler - [1], PD-alt-100, https://de.wikipedia.org/w/index.php?curid=3126242

Das erste Kind, Friedrich Wilhelm Nikolaus Karl von Preußen (der spätere Deutsche Kaiser Friedrich III.), kam am 18. Oktober 1831 zur Welt. Wilhelm und Augusta waren zu diesem Zeitpunkt schon mehr als zwei Jahre verheiratet. Bis zum zweiten Kind Luise Marie Elisabeth, der späteren Großherzogin von Baden, die am 3. Dezember 1838 geboren wurde, vergingen weitere sieben Jahre. 1842 und 1843 erlitt Augusta jeweils eine Fehlgeburt. Wilhelm hatte wohl früh seine Liebschaften wieder aufgenommen; so diskret diese Beziehungen zu Damen unterschiedlichster Kreise auch abliefen, wird Augusta doch davon Kenntnis gehabt haben. In jedem Fall litt Augusta seit 1840 immer wieder an manisch-depressiven Phasen; sie empfand ihr Leben als reizlos, war niedergeschlagen und litt unter dem enormen Druck, der auf ihr lastete.

Am 12.06.1840, am Tag nach der Beisetzung von König Friedrich Wilhelm III. ernannte König Friedrich Wilhelm IV. seinen Bruder Wilhelm Ludwig zum Prinzen von Preußen, die Prinzessin Augusta zur Prinzessin von Preußen. Die Ernennung erfolgte im Hinblick darauf, dass es schon damals bei der Kinderlosigkeit Friedrich Wilhelms Iv. als sicher gelten konnte, die Regierung werde einst auf den Prinzen Wilhelm Ludwig übergehen.

Die Märzrevolution in Berlin war Teil der Europäischen Revolutionen von 1848/1849 und ein zentrales Ereignis der deutschen Freiheits- und Nationalbewegung. Nachdem oppositionelle Volksversammlungen in Berlin Freiheitsrechte von der preußischen Monarchie gefordert hatten, ging ab dem 13. März 1848 Militär gegen sie vor. Diese Auseinandersetzungen steigerten sich am 18. und 19. März zu Barrikadenkämpfen, die mehrere hundert Todesopfer forderten. Fälschlicherweise wurde der Befehl für den Einsatz von Schusswaffen (speziell der Einsatz von Kartätschkugeln) Prinz Wilhelm zugeschrieben („Kartätschenprinz“). König Friedrich Wilhelm IV. sah sich schließlich gezwungen, das Militär aus Berlin abzuziehen und den Demonstranten politische Zugeständnisse zu machen. König Friedrich Wilhelm IV. legte seinem Bruder nahe, zur Beruhigung der aufgebrachtem Massen für eine befristete Zeit außer Landes zu gehen. Am 19. März begab sich Wilhelm in die Spandauer Zitadelle und in den folgenden Tagen ins Exil nach London.

Prinzessin Augusta weilte derweil mit den zwei Kindern in Potsdam. Anfang Juni kehrte Wilhelm nach Berlin zurück, nachdem im Mai 1848 in der Frankfurter Paulskirche über 800 Abgeordnete zusammengetreten waren.

Am 12. Oktober 1849 wurde Wilhelm zum Generalgouverneur der Rheinprovinz und der Provinz Westfalen ernannt. Seine Residenz nahm er in Koblenz, der Hauptstadt der Rheinprovinz.

In Koblenz residierten Augusta und Wilhelm von Preußen gemeinsam von 1850 bis 1858 im am Rhein gelegenen Schloss des letzten Kurfürsten von Trier, Erzbischof Clemens Wenzeslaus von Sachsen. Insbesondere Prinzessin Augusta fühlte sich in Koblenz wohl; hier hatte sie endlich die Gelegenheit, ein Hofleben zu gestalten, wie sie es aus ihrer Kindheit am Weimarer Hof gewöhnt war. Ihr Sohn Friedrich studierte im nahen Bonn Rechtswissenschaften und war damit der erste preußische Thronfolger, der eine akademische Ausbildung erhielt. Auch daran war Augustas Einfluss maßgeblich beteiligt.

Am Koblenzer Hof verkehrten insbesondere auf das Betreiben von Prinzessin Augusta hin liberale Menschen wie der Historiker Maximilian Duncker, die Rechtsprofessoren Moritz August von Bethmann-Hollweg und Clemens Theodor Perthes sowie Alexander von Schleinitz.  Auch Wilhelm nahm unter dem Eindruck der 1848er Revolte eine politisch gemäßigtere Haltung an, die bei seinem regierenden Bruder auf Unwillen stieß. Kritisch wurde Prinzessin Augustas tolerante Haltung gegenüber dem Katholizismus beobachtet, die in der Koblenzer Zeit besonders offensichtlich wurde – eine Haltung, die man in einer Zeit, als die religiöse Konfession noch eine große Bedeutung hatte, bei einer preußisch-protestantischen Prinzessin als unpassend empfand. So unterstützte sie beispielsweise den Bau eines Wallfahrtsorts in Arenberg durch Pfarrer Kraus. Ihre vorurteilsfreie Anerkennung der Arbeit katholischer Wohlfahrtsvereine und Krankenhäuser legten insbesondere ihre Gegner im protestantischen Berlin zu ihren Ungunsten aus.

Prinzessin Luise Marie Elisabeth von Preußen, spätere Großherzogin von Baden (Gemälde von Josef Spelter, 1857)





1856 heiratete Augustas und Wilhelms siebzehnjährige Tochter Luise Marie Elisabeth von Preußen den Großherzog Friedrich von Baden.





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Friedrich Wilhelm Nikolaus Karl von Preußen und Victoria, Prinzessin von Großbritannien und Irland (ca. 1858)



Im Januar 1858 gaben sich Friedrich und die ebenfalls siebzehnjährige Victoria, genannt Vicki, die Tochter der Königin Victoria von Großbritannien, das Eheversprechen. Diese Heirat zählte Augusta zu den wenigen Triumphen, die sie erringen konnte. Sie sah in Großbritannien das Beispiel einer zeitgemäßen Monarchie und war sich sicher, dass ihre Schwiegertochter hinreichend von ihrer Herkunft geprägt sein würde, um auch Friedrich in Richtung einer liberalen Monarchie zu beeinflussen.


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So wie Augusta den deutschen Einigungskriegen ablehnend gegenüberstand und für diese vor allem Bismarck verantwortlich machte, war sie auch eine Gegnerin des Deutsch-Französischen Krieges von 1870/71, der ihr am 18. Januar 1871 die Kaiserkrone eintrug. Augusta empfand die Krone als persönliche Niederlage; sie wollte die Einigung Deutschlands unter preußischer Vorherrschaft durch „moralische Eroberungen“ erreichen, nicht durch Blutvergießen. Ihre Haltung gegen den Krieg fand auch Ausdruck in der Errichtung der Kaiserin-Augusta-Stiftung zuerst in Berlin-Charlottenburg, später in Potsdam, die 1872 „als ein Heim zur Erziehung hilfsbedürftiger Töchter von auf dem Felde der Ehre gebliebenen oder infolge des Krieges von 1870/71 gestorbenen deutschen Offizieren, Militärbeamten, Geistlichen und Ärzten“ gegründet wurde.

Ihre persönlichen Auseinandersetzungen mit Bismarck setzten sich auch nach 1871 fort. Im Kulturkampf, der sich vornehmlich gegen die katholische Kirche richtete, ergriff sie entschieden Partei für die katholische Kirche. Es gelang ihr, Wilhelm dazu zu überreden, die katholischen Orden, die krankenpflegerische Dienste versahen, nicht wie die anderen Orden zu vertreiben. Diesem ersten kleinen Teilsieg folgten weitere, und bis 1878 musste Bismarck nahezu alle Zwangsmaßnahmen gegen die katholische Kirche wieder zurücknehmen. Bismarck empfand dies als persönliche Niederlage und sah die Schuld bei der Kaiserin, auf die er immer wieder die Presse hetzte. Augusta begrub ihre Abneigung gegen Bismarck erst in ihren letzten Lebensjahren. Ausgerechnet Bismarck schien ihr der geeignete Mann, ihren geliebten Enkel Wilhelm auf seine Regierungstätigkeit vorzubereiten.

Die schon seit Jahren von Rheuma gequälte Augusta erlitt im Juni 1881 in Koblenz bei einem Sturz so schwere Verletzungen, dass sie fortan auf Krücken und Rollstuhl angewiesen war. Dies hinderte sie nicht daran, weiterhin ihre Pflichten zu erfüllen. Auch das Verhältnis zu ihrem Ehemann, der 1887 seinen 90. Geburtstag feierte, besserte sich nun endlich. Ihr Mann, der Deutsche Kaiser, starb am 9. März 1888. Nur 99 Tage später erlag ihr Sohn, der als Friedrich III. den Thron bestiegen hatte, seinem Kehlkopfkrebs. Sie konnte noch erleben, dass ihr geliebter Enkel als Wilhelm II. Kaiser wurde. Kaiserin Augusta besuchte alljährlich bis wenige Wochen vor ihrem Tod die Stadt Koblenz, ihr „rheinisches Potsdam“. Sie verstarb während einer Grippe-Pandemie am 7. Januar 1890 im Alten Palais Unter den Linden, wenige Tage nachdem sie sich bei einem Neujahrsempfang erkältet hatte. Augusta wurde im Mausoleum im Schlosspark Charlottenburg neben ihrem Ehemann beigesetzt.

Kaiser_Wilhelm1_Grab
Kaiser_Wilhelm1_Grab
Augusta_grabmal
Augusta_grabmal
Mausoleum_Charlottenburg_aussen
Mausoleum_Charlottenburg_aussen

Bild Kaiser Wilhelm I: TeeBee - Eigene Aufnahme, Bild-frei, https://de.wikipedia.org/w/index.php?curid=4307243
Bild Kaiserin Augusta: TeeBee - Eigene Aufnahme, Gemeinfrei, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=23197301
Bild Mausoleum: Anonym - http://www.chroniknet.de/dspl_de.0.html?photo=3981, Gemeinfrei, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=4827150



[Textquelle: Zusammenstellung aus Wikipedia, Stand 05.04.2021, (Schlagworte Kaiserin Augusta, Wilhelm I., Friedrich III. u.a.)]